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Literatur zur Einstimmung

Die beiden berühmtesten Schriftsteller der Gegend – Cesare Pavese wurde in Santo Stefano Belbo geboren, Beppe Fenoglio in Alba – vermitteln in ihren Romanen und Geschichten ein Bild über die Lebensverhältnisse während des Faschismus und in der Nachkriegszeit. Zentral ist dabei die Auseinandersetzung mit dem Partisanenkrieg.

Von Fenoglio findet Ihr im Haus mehrere Bücher, italienisch und in deutscher Übersetzung. Außerdem könnt Ihr Euch dort den Film »Il Partigiano Johnny« mit italienischen oder englischen Untertiteln auf DVD anschauen.

Von Pavese sind viele Bücher ins Deutsche übersetzt worden und als Taschenbuch erhältlich, sehr günstig auch antiquarisch zu kaufen – einige davon liegen im Haus. Von der Gegend handeln insbesondere »La luna e il falò (deutsch: »Junger Mond« bzw. Der Mond und die Feuer) und »La casa in collina«.

Ein Freund Paveses, dessen Geburtshaus (inzwischen ein Museum) im nahegelegenen Vinchio steht, war Davide Lajolo. Er war zunächst vom Faschismus begeistert, nahm auf Seite der Faschisten am Spanien-Krieg teil, kämpfte dann im Zweiten Weltkrieg in Albanien und Griechenland. Während dieser Zeit schrieb er Lyrik. Seine politische Wende machte er erst am 8. September 1943, als nach dem Waffenstillstand der italienischen Regierung mit den Westalliierten deutsche Truppen Italien besetzten. Er kehrte in sein Heimatdorf zurück und wurde unter dem Kampfnamen »Ulisse« zum Chef der Garibaldi-Brigaden des Monferrato ernannt. 1945 wurde er Chefredakteur der norditalienischen Ausgabe der kommunistischen Parteizeitung Unità. (Unter seiner Ägide wurde übrigens 1952 ein völliger Verriss des Buches von Fenoglio über die 23 Tage der befreiten Stadt Alba veröffentlicht, in der der Autor der Verunglimpfung der Partisanen beschuldigt wurde. Später nahm er dies zurück )

Zu erwähnen ist natürlich Umberto Eco, der aus Alessandria stammt und in seinen Romanen viel vom Alltag der Leute in den 30er und 40er Jahren bzw. der Geschichte der Gegend verarbeitet hat. In »Baudolino« geht es um Friedrich Barbarossa, dessen Truppen damals auch Castelnuovo Calcea geschleift haben. Im »Friedhof von Prag« spielt ein Notar und berufsmäßiger Fälscher aus Turin die Hauptrolle.

Aber es gibt auch Schriftstellerinnen! Zum Beispiel Raffaella Romagnolo, Jahrgang 1971. Ihr Roman »Destino« (die deutsche Übersetzung trägt den unpassenden Titel »Bella Ciao«) behandelt anhand der Geschichte zweier Frauen und ihrer Familien zwischen 1900 und 1946 die Lebenswirklichkeit von Halbpächtern und ArbeiterInnen einer Seidenspinnerei im südlichen Piemont einerseits und italienischen Einwanderern in New York andererseits. Der erste Weltkrieg, die Organisierung der Bauern und Landarbeiter, der Sieg des Faschismus, der zweite Weltkrieg und die Widerstandsbewegung fordern einen hohen Blutzoll in jeder Generation. Im Buch gibt es ein versöhnliches Ende. Ein guter Einstieg zum Verständnis des Piemonts und seiner BewohnerInnen!